Aufstand im Vier-Sonnen-Reich by Thomas Ziegler
Autor:Thomas Ziegler [Ziegler, Thomas ]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Die Endlose Armada, Perry Rhodan, Science Fiction
Herausgeber: Pabel-Moewig Verlag GmbH
veröffentlicht: 1983-04-18T01:00:00+00:00
6.
Die Welt bestand für Duurn Harbelon nur noch aus Schwarz und Grau, aus Staub, der ihm in die Atemwege drang und ihn zu würgenden Hustenanfällen reizte, der die Schleimhäute seiner Faltmäuler verklebte und austrocknete und wie Feuer auf seinem Gallertorgan brannte.
Der Boden war kahl.
Nirgendwo wuchs ein Baum oder ein Strauch; nicht einmal Unkraut hatte nach den alten Kriegen die versengte Ödnis zurückerobert.
Nach allen Seiten hin erstreckte sich die unfruchtbare Mondlandschaft. Hin und wieder stieß der Betreuer auf erodierte Krater, in denen brackiges Regenwasser stand. Graugrüner Schimmel trieb blasig quellend auf den Tümpeln, aber es war ein krankes, verdorbenes Grün und keine Farbe, deren Anblick die Monotonie des Schwarzgraus linderte.
Zwei tiefe Erdspalten zogen sich parallel durch die Wüstenei. Ihr Grund war dunkel, und ihre einst glatten Wände waren abgebröckelt, unterhöhlt, eingesackt.
Vielleicht hatten mächtige Energiestrahlen diese Spalten in den Boden gefräst; in den Tagen vor der Manifestation Seth-Apophis' hatten die Ahnen nicht davor zurückgeschreckt, die grausigsten Vernichtungswaffen aus ihren Arsenalen gegeneinander einzusetzen.
Duurn Harbelon taumelte weiter.
Die rote Sonne Kurbosch stand hoch am Himmel; eine gewaltige blutige Scheibe am grauen, leicht bewölkten Firmament, und wie ein Geschwür klebte an ihrem rechten Rand ein münzgroßer weißer Fleck - Hgnun, die Zwergsonne, die mit Kurbosch um einen gemeinsamen Schwerpunkt kreiste.
Für einen Umlauf um Kurbosch benötigte Hgnun 497 Tage, und so schien sie bewegungslos an einer Stelle zu verharren.
Der Betreuer stöhnte.
Er fragte sich, warum er an derart triviale Dinge dachte, während ihm seine Verfolger auf den Fersen waren und das Gift der Notzone bereits Eingang in seinen Körper gefunden hatte.
Seine Gelenke schmerzten.
Jeder Schritt wurde zur Qual.
Eine Folge der harten Landung mit der Schleuderkanzel - oder ein Zeichen dafür, daß sich die Strahlenkrankheit mit wachsender Geschwindigkeit fortfraß?
Vielleicht beides.
Harbelon wußte es nicht.
Es war auch nicht weiter wichtig. Wichtig war, daß er starb. Stück für Stück, langsam und erbarmungslos, schwand er aus dem Leben.
Zuerst, dachte der Betreuer müde, ist meine Seele gestorben. Als Seth-Apophis ihre Botschaften einstellte und uns Sooldocks allein mit uns selbst ließ, da ist meine Seele zugrunde gegangen. Und nun liegt es an meinem Körper, den schrecklichen Prozeß des Sterbens zu Ende zu führen.
Ich atme noch, ich bewege mich noch, höre und sehe und schmecke und rieche, aber ich bin schon so gut wie tot. So tot wie der Staub unter meinen Füßen. Staub...
Schwarzer Puder, der ihn umschwebte, ihn wie ein amorpher Schatten begleitete und sich erst wieder legen würde, wenn auch Harbelons Leib reglos und erstarrt im strahlenden, bakterienverseuchten Schmutz der Notzone lag.
Zorn flackerte in dem Betreuer auf, dämpfte vorübergehend die Schmerzen und schenkte ihm neue Kräfte.
Noch ist es nicht soweit! sagte er sich.
Und er schrie: „Noch lebe ich! Noch atme ich!"
„Ohne dich entmutigen zu wollen", sagte Zwatlo, der ihm mit unermüdlichen Sprüngen folgte, „so muß ich dich daran erinnern, daß die Betonung auf dem Wort noch, liegt. Schau dir dein Federkleid an, Duurn Harbelon."
Harbelon blieb taumelnd stehen. Er hob den linken Arm und hielt ihn vor sein Gallertorgan.
Der Mannberater hatte recht. Das Gefieder seines Oberarms war matt, brüchig und stellenweise ausgefallen. Bleiche Haut schimmerte hervor. Blasses Gewebe, das an einigen Stellen bereits rote Schwielen aufwies.
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